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Die neue Winzergeneration Spaniens

Frisch, mit ungewöhnlichen Ideen, Können und viel, viel Leidenschaft: Eine neue Generation Winzer krempelt den Weinbau in Spanien um.

Veröffentlicht am 03. März 2020

Seit einigen Jahren ist unglaublich viel Bewegung in der Szene. Viele Traditionsbetriebe gehen jetzt in die Hände der Töchter und Söhne über. Gleichzeitig gibt es engagierte junge Winemaker, die in aufstrebenden Regionen ganz neu anfangen. Allen gemeinsam ist, dass sie bestens ausgebildet sind und internationale Erfahrung mitbringen. Das zeigt sich an vielen Stellen: Aussergewöhnliche, seltene Rebsorten werden angebaut, der Fokus liegt auf nachhaltiger Bewirtschaftung der Weinberge, zugleich kommen im Keller innovative Methoden zum Einsatz. So verleihen diese Winzer Spaniens Weinen ganz neue Facetten. Und das trotzdem mit viel Sinn für die Tradition, denn die neue Generation Spaniens liebt Wein – und ihre Heimat.

Gut, besser, Anna Rovira: Frischer Wind bei Capçanes

Annas Weg zum Wein wurde ihr in die Wiege gelegt, denn auch ihr Vater ist ein leidenschaftlicher Winzer. Von der Hochschule ging es direkt zu Capçanes – dort hatte man ihr Talent sofort erkannt. Heute ist Anna bereits für die gesamte Produktion verantwortlich und bei unserem Besuch vor Ort spürten wir: Anna lebt Wein! Ihr Enthusiasmus, mit dem sie uns durch die Weinberge führte, die Arbeit im Keller erläuterte und uns ihre Weine präsentierte, war mitreissend. Anna liebt die Rebsorten-Vielfalt bei Capçanes und neben den Klassikern experimentiert sie mit neuen Cuvées und Weintypen. Ihr Engagement ist ausgezeichnet: Sie ist „Female Winemaker of the Year 2019“ des deutschen GENUSS Magazins. Wir sind sicher: Damit ist Anna noch nicht am Ziel!

Tradition auf dem Weg in die Moderne: Maria und Victor Urrutia bei CUNE

Es ist gar nicht so einfach, ein Unternehmen zu übernehmen, das bereits seit 1879 besteht und zudem das Flaggschiff des spanischen Weinbaus ist. María und Victor Urrutia haben sich der Herausforderung gestellt. Die beiden – in der 5. Generation bei CUNE aktiv – haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt. Sie wollen nichts weniger, als der beste Weinproduzent Spaniens sein! Der Fokus liegt weiterhin auf dem Traditions-Weingut in der Rioja. Aber mit neuen Bodegas am Duero oder in Galizien weiten sie das Portfolio aus und wollen auch international zur festen Grösse werden. Es ist faszinierend, wie den beiden die Balance zwischen Tradition und Moderne, Familie und Profession gelingt.

Klein aber fein aus Valencia: Javi Reverts Terroir-Weine

Javi Revert will aller Welt zeigen, welches Potenzial seine Heimat Valencia hat. Dafür machte er sich 2015 selbständig und legte los. Grundstock sind die Weingärten seines Urgrossvaters von 1948, bis heute noch zu 50 % mit wurzelechten Reben bestockt. Aber: Javi erschliesst auch neue Weingärten auf verlassenen Terrassen. Denn genauso wie sein Urgrossvater will auch er den nächsten Generationen etwas hinterlassen. Das ist harte Arbeit – aber sie zahlt sich aus. Denn seine Weine werden immer purer, immer frischer und immer deutlicher geprägt von einer klaren Mineralität. Dabei zeigen sie ihr Terroir ganz eindeutig.

Eine Familiengeschichte von der Liebe zum Wein: Susana Arroyo García auf Ismaels Spuren

Wahrscheinlich hat Susana nicht vom ersten Atemzug an gewusst, dass ihr Grossvater eine Legende ist. Aber sie war sich immer sicher, dass sie wie er ihre Leidenschaft für Wein leben würde. Seit 400 Jahren steht die Liebe zum Wein in der Familie im Mittelpunkt. Jetzt hat Susana ihr Önologie-Studium abgeschlossen – und sofort losgelegt! Frischen Wind bringt sie in das Unternehmen, bedient die sozialen Netzwerke mit grösster Selbstverständlichkeit und holt begeisterte Weinliebhaber auf das Gut Val Sotillo. Zu ihren inspirierenden Ideen gehört es auch, mehr und mehr bio-zertifizierte Weine zu erzeugen. Kein Problem: Seit Jahren arbeitet die Familie zu 100 % biologisch.

Vom Architekten zum Star-Winzer: José María Vicente revolutioniert Jumilla

José María studierte Architektur als er und sein Vater Nemesio beschlossen, das familieneigene Weingut Casa Castillo aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. 1870 von Franzosen gegründet, lag es Jahrzehnte brach. Völlig ahnungslos aber mit viel Begeisterung machten die beiden sich an die Arbeit. Von ahnungslos kann heute keine Rede mehr sein: José María wurde zum Qualitäts-Vorreiter in Jumilla. Lange Zeit galt die Region als Herkunft günstiger Massen-Weine, heute steht sie dank José María für Qualität. Bereits der erste Jahrgang der Casa Castillo-Weine war eine echte Revolution. Heute sind sie die unangefochtenen Spitzenreiter und der Pie Franco 2017 hat erst kürzlich sagenhafte 99 Parker-Punkte eingefahren!

Mencía-Meisterwerke der Mineralität: Rafa Sumonte bei Dominio de Tares

Wie viele seiner Generation hat der junge Önologe Rafa Sumonte zunächst internationale Erfahrungen gesammelt, die er nun zurück nach Spanien und zu Dominio de Tares bringt. Die Bodega in El Bierzo ist eines der engagierten Weingüter, die das Gebiet mit besten Qualitäten und einem veränderten Weinstil nach vorne bringen. Rafa setzt auf die klassische Rebsorte der Region, die duftige Mencía und die typischen Eigenschaften des Terroirs: Dominio de Tares-Weine sind einzigartig mineralisch. Mit den aktuellen Jahrgängen der Bodega setzt er Massstäbe in Sachen Dichte und Charakter. Viel davon werden von Kritikern und in Fachpublikationen hochgelobt und ausgezeichnet. Bei unserem Besuch haben wir gespürt, dass Rafas Begeisterung alle vor Ort mitreisst!