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Sobre Lías - eine Innovation mit grosser Auswirkung auf die Weissweinstruktur

Was ist an der Rueda und ihrer Geschichte so besonders und was hat es mit dem Phänomen der Feinhefelagerung auf sich? Juan Benito von Álvarez y Díez klärt uns auf!

Veröffentlicht am 20. Juli 2020

Im Herzen der Rueda, zwischen Valladolid und Salamanca auf der kastillischen Hochebene gelegen, werden sagenhafte 87% der Anbaufläche von der Verdejo-Rebe bewirtschaftet. Obwohl die Region perfekte Bedingungen für kraftvolle Rotweine darlegt, ist sie der wahre Held der Rueda. Álvarez y Díez ist eine der Vorreiter-Bodegas, die hier das Potential der Rebsorte erkannt und neu interpretiert haben. Unser Freund Juan Benito hat uns erklärt, wieso sie so beliebt ist und welche Technik sie entwickelt haben, um dieses Potential optimal auszuschöpfen. Als Erbe der Bodega setzt er sein Fachwissen ein, um die Eleganz, Frische und wunderbare Ausdruckskraft dieser inzwischen sehr begehrten Sorte zur Geltung zu bringen.

Vinos: Du bist nun seit 1992 der Eigentümer des Bodegas Álvarez y Díez. Wie fing der Weinbau bei euch an und wie gelang es dir, die Leidenschaft für die Weinherstellung beizubehalten?

Juan Benito: Die Familie De Benito ist seit mehreren Generationen in der Landwirtschaft tätig und unser Herz schlug schon immer für das Feld. Aus diesem Grund entschied sich mein Vater vor mehr als 40 Jahren, als Erweiterung seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit in die Weinindustrie einzusteigen. Gegründet wurde die Bodega Álvarez y Díez im Jahr 1941 und widmete sich bis zur Gründung der D.O. Rueda der Herstellung von Sherry-Weinen. Bei der Einweihung der neuen Weinregion war unsere Bodega eine der wenigen in der Gegend, weshalb ich in diesem Sinne behaupten kann, dass wir Pioniere in der neuen Ära von Rueda sind. Bis heute lässt sich meine Leidenschaft für den Weinbau am besten in den Worten meines Vaters beschreiben:

Vinos: Álvarez y Díez ist im Besitz eines historischen Weinkellers aus dem Jahre 1941, in dem man schon früh die idealen Bedingungen zur Herstellung perfekt abgestimmter Weine geschaffen hat. Was ist für dich das Besondere an dem Weinkeller?

Juan Benito: Dieser sehr alte unterirdische Keller wird tatsächlich sogar in den über 500 Jahre alten Büchern der Rathausbibliothek von Nava del Rey erwähnt. Sein Name "Die Inquisition", klingt ziemlich dunkel, weswegen wir ihn auch nie für kommerzielle Zwecke verwenden. Jedoch ist seine Geschichte das, was ihn prägt: Sein Name erhielt er durch die Kirche, die diese Einrichtungen erbaut hat. Grund dafür waren die „Zehnten und Opfergaben", eine Form der damaligen Steuern, die es von den örtlichen Erzeugern jedes Jahr zu zahlen galt. Dieser Wein wurde in 10 Metern Tiefe in den Fässern und Bottichen dieser Weinkellerei hergestellt.

Deshalb ist sie wirklich ein Stück lokaler Geschichte und ein Juwel für uns und Besucher aus aller Welt. Ausserdem hat sie für unsere Familie auch eine ganz besondere Bedeutung, denn sie ist der Ort, an dem 1978 die erste Ernte unserer Verdejo-Reben eingebracht wurde. Mein Vater setzte zusammen mit seinem Freund Baldomero Iñigo - einem sehr bekannten Weinforscher - all die neuen Ideen und Weinherstellungstechniken in die Tat um, die in Spanien nicht in Gebrauch waren. Diese mutige Entscheidung hat das Fundament unserer Gegenwart gelegt, in voller Kenntnis dessen, was ein Verdejo unseren Sinnen bieten kann. Es geschah alles in der Inquisitionskellerei, am selben Ort, an dem die Kirche vor fünf Jahrhunderten der Bevölkerung die Taschen ausgepresst hat... Ist das nicht etwas Besonderes?

Vinos: Wie würdest du die Stilistik der Weine von Álvarez y Díez beschreiben, die durch die Lagerung in diesem Keller entstehen?

Juan Benito: Unserer Meinung nach ist der grösste Unterschied zwischen dem dort entstehenden Verdejo und dem Rest der spanischen Weissweine der volle Charakter im Mund. Dieser Reichtum ist nirgendwo sonst in Spanien zu finden. Die alten Verdejos waren sehr flach in der Nase und sehr kräftig am Gaumen. Sie eigneten sich perfekt für die Herstellung von Sherry-artigen Weinen, wenn sie spät geerntet wurden. Heutzutage sind wir in der Lage, diese Expressivität auszugleichen und zu kontrollieren und unseren Weinen eine lebendige Nase zu verleihen. Jedoch bleibt der Ursprung im Mund, und wir konzentrieren uns dabei immer auf den Verdejo-Charakter.

Natürlich ist dies nie ein statisches Konzept, und die Tendenz moderner Hilfsmittel ist für uns immer ein Muss. Deshalb waren wir wieder einmal Pioniere bei der Verwendung des so genannten Trubs bzw. Bodensatzes, um den alten Verdejo-Charakter auf eine andere Art und Weise auszudrücken. Somit ist es uns möglich, zum gleichen Punkt zu gelangen, indem wir dieser Tradition treu blieben, aber gleichzeitig auch alternative Wege nutzten. Folglich haben wir das Konzept des „Sobre Lías“ entwickelt, was so viel wie „auf der Hefe“ bedeutet.

Dadurch, dass unsere Weissweine bis zur Abfüllung in die Flasche auf der Feinhefe lagern, die bei der Gärung entsteht, erhalten sie ein Plus an Frische, Feinheit, Ausdruckskraft und oft eine cremige Struktur. Die Lagerung auf der Feinhefe ist noch immer eine Sonderbehandlung und besonders trockene Weine profitieren durch die Inhaltsstoffe der Hefe. Der Veracruz Verdejo ist das beste Beispiel eines solchen Weines: Er besitzt diese cremige Struktur und vor allem Eleganz. Nicht nur erfahrene Rueda-Konsumenten, sondern auch Weinanfänger werden sich mit diesem Wein sehr amüsieren. Durch diesen zeitintensiven Aufwand macht ihn seine Ausgewogenheit und Rundheit perfekt für jeden Moment!

Vinos: Da sie ein harmonisch spanisches Lebensgefühl vermittelt, ist die Verdejo-Traube und somit Weine wie der Veracruz über die Jahre insbesondere auch auf internationalem Raum sehr beliebt geworden. Wieso denkst du, ist das der Fall?

Juan Benito: Oh ja! Die Verdejo-Weine sind mitlerweile von grosser Beliebtheit, da sie sich zu den verschiedensten Anlässen geniessen lassen. Das verdienen sie ihrer universellen Kombinationsfähigkeit mit unterschiedlichster Küche. Unser Veracruz Verdejo zum Beispiel ist ein ziemlich moderner und stilvoller Wein, der mit einer grossen Vielfalt an Gerichten harmoniert. Aufgrund seines niedrigen Säuregehalts und seines ausdrucksstarken Aromas lässt sich ein Glas dieses Allrounders mit fast allem geniessen. Seien es Salate oder Gemüse, leichter Käse, Fisch, sowohl als Schalen- und Krustentiere, Reis, Fleisch wie Huhn oder Truthahn, oder orientalische Speisen... Probieren Sie es einfach aus und Sie werden sehen, dass jegliche Kombinationen zu diesem Wein passen.

Vinos:  Wir haben noch eine letzte Frage an dich: Die Rueda hat dabei einen beachtlichen Beitrag geleistet und zählt mittlerweile zu einer der erfolgreichsten und zugleich spannendsten Weisswein-Regionen Spaniens. Was macht sie für dich aus und wie siehst du ihre Entwicklung in der Zukunft?

Juan Benito: Die D.O.P Rueda ist die Nummer eins unter den spanischen Weissweinregionen, das ist wirklich eine Tatsache. Wohlmöglich liegt es nicht nur am Stil der Weine, sondern auch daran, dass sie preiswert sind. Darüber hinaus war das hohe Mass an Wissen und Engagement in den Bodegas der Rueda ein echter Gewinn für die Region, denn es war sehr schwierig, einen Wein von hier zu finden, der einen Weisswein-Liebhaber enttäuschen könnte. Heutzutage, da es viel mehr Akteure in der Weissweinbranche gibt und die Rebsorte Verdejo nicht mehr eine Traube ist, die nur in der Rueda zu finden ist, müssen wir einen Weg finden, um unsere Weine von unseren Konkurrenten zu unterscheiden. Aber die einzigartige Kombination von Trauben, Boden und Klima, die uns an die Spitze gebracht hat, ist immer noch vorhanden. Ich bin wirklich zuversichtlich, dass die D.O.P. Rueda als Spitzenweinregion eine glänzende Zukunft hat.

Unser Fazit

Unser Dank geht an Juan Benito, der uns für alle Fragen Rede und Antwort gestanden hat! Nochmal zusammengefasst, was bedeutet jetzt eigentlich "Sobre Lías" noch einmal in kurz?

  • Durch „Sobre Lías“ lagern Weissweine bis zur Abfüllung in die Flasche auf der Feinhefe, die bei der Gärung entsteht. Somit erhalten sie ein Plus an Frische, Feinheit, Ausdruckskraft und oft eine cremige Struktur. Die Lagerung auf der Feinhefe ist noch immer eine Sonderbehandlung und besonders trockene Weine profitieren durch die Inhaltsstoffe der Hefe.

Probieren Sie auf jeden Fall mal einen Wein dieser Art aus und lassen Sie uns wissen, wie Ihnen "Sobre Lías" schmeckt!