Wussten Sie, dass es auf der Welt rund 10.000 unterschiedliche Rebsorten gibt? Nur wenige von ihnen wurden kultiviert und noch weniger sind im Weinhandel präsent. Vielen Weinliebhabern fällt es schwer, spontan mehr als zehn verschiedene Rebsorten zu nennen. Das ist kein Wunder, denn in den letzten Jahrzehnten hat sich gerade einmal eine Handvoll von Sorten weltweit ausgebreitet. Dazu gehören Cabernet Sauvignon und Merlot, Chardonnay und Sauvignon Blanc. Doch auch der Tempranillo und die Garnacha, diese urspanischen Rebsorten, gehören zu den weltweit erfolgreichen Sorten.
Umso wichtiger ist es für viele Weinliebhaber und auch Erzeuger, dieser Vereinheitlichung etwas entgegenzusetzen. Und Spanien ist dabei besonders erfolgreich. Die international vorherrschenden Sorten haben in Spanien nie eine hohe Verbreitung gehabt. Denn Spanien verfügt über einen grossen Schatz: Rund 600 unterschiedliche Sorten gibt es auf der Iberischen Halbinsel.
Urspanisch und rot: Tempranillo, Garnacha und andere
Viele Rebsorten sind im Laufe der letzten Jahrtausende durch Zufall entstanden. Rebsorten, deren Eigenschaften besonders gut zu einem spezifischen Klima oder Bodentyp passten, setzten sich regional durch. Manche Rebsorten sind dabei sehr wählerisch und erbringen nur unter bestimmten Voraussetzungen sehr gute Ergebnisse. Andere, wie etwa die Garnacha oder der Tempranillo, sind genügsamer, weshalb sie auch an unterschiedlichen Orten vorkommen. Trotzdem sind auch diese Rebsorten Terroir-Übersetzer. Das heisst, dass sie sich je nach Bodentyp und Klima immer wieder anders präsentieren. Ein Tempranillo beispielsweise, der von den kalkigen Böden der recht hoch gelegenen Rioja Alta stammt, wirkt viel straffer, rotbeeriger und druckvoller als ein Tempranillo aus Toro. Denn in dieser Region sorgt das Klima dafür, dass sich der Tempranillo, der dort Tinta de Toro genannt wird und sich in seinem Wuchs über Jahrhunderte hinweg den speziellen Bedingungen angepasst hat, konzentrierter und viel dunkler sowie tanninreicher präsentiert.
Ähnlich ist es bei der Garnacha. Manche reinsortigen Garnacha-Weine aus der Gegend von Madrid sind so hell wie Rosé-Wein, da die dort übliche Variante nur wenig Farbstoff in ihren Beerenhäuten aufweist. Garnacha aus dem Priorat ist dagegen viel dunkler und farbintensiver. Faszinierend und komplex können beide Varianten sein. Neben Garnacha und Tempranillo gibt es jedoch andere Rebsorten, die von Spanien aus die Welt erobert haben. Dazu gehört zum Beispiel der Monastrell aus der Gegend von Valencia und Alicante, der weltweit als Mourvèdre bekannt ist. Auch die Cariñena, in Frankreich Carignan genannt, ist eine dieser Rebsorten, die gleichsam zu Exportschlagern geworden ist. Einige der schönsten Rebsorten aber finden sich nach wie vor nur in ihrer Heimat Spanien.