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López de Heredia - Viña Tondonia
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Anbaugebiet
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BodentypTonKalk
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Klimakontinental mit atlantischen Einflüssen
Reisebericht von Marco Wengler:
»Der letzte Edelstein, der in der Rioja klassisch arbeitet.«
Ich sitze an einem grossen, stabilen, dunkelbraunen Holztisch in meiner Küche in Friedrichshain. An der weissen Wand, ein grossartiges Schwarzweissposter. Alte Holzfässer, in mehreren Reihen übereinander gestapelt, stehen einen Gang bildend rechts und links Spalier. Sie sind die Mitwisser bei der Entstehung eines grossen Namens: Viña Tondonia, dem Wein der traditionsreichsten und mit ältesten Bodega (seit 1877!) in der Rioja: López de Heredia. Ich selbst stand und lief staunend Anfang Februar, mit meinen Wein & Vinos-Kollegen, in diesen feuchten und mit Spinnennetzen verhangenden Katakomben herum. "Dieses Mikroklima", erklärte uns die Exportleiterin und unsere Bodega-Führerin Nadine, "sei notwendig. Die Spinnen bauen Netze um die Motten zu fangen, die sonst die Korken attackieren und zerfressen. Somit gelangt keine Luft in die Weinfässer und Flaschen, und der Wein kann ungestört reifen." Das nenne ich wahre ökologische Arbeitsweise. Nadine repräsentiert als Exportleiterin die Bodega, die sich in der vierten Generation immer noch zu 100% in Familienbesitz befindet. Alle Fässer in denen die brillanten Weine von López de Heredia reifen, werden von Mario und seinem Team in der hauseigenen Küferei hergestellt. "Für ein 225l-Fass benötigen wir 14 Stunden", erzählte uns Mario später selbst, als wir in der warmen, nach sanft gebranntem Holz riechenden Küferei standen. Nadine übersetzte weiter: "Und wir verarbeiten vorwiegend amerikanische Eiche, das verleiht den Weinen mehr Intensität." Wieder auf dem Weg in die heiligen Hallen der stillen Weinkunstbereitung, erzählte uns Nadine, dass zirka 13.000 Fässer - von der herrlichen Crianza bis hin zur international berühmten Gran Reserva - in den uralten Kellergewölben lagern. "Die Weine", erklärte sie, "werden alle sechs Monate von Fass zu Fass umgefüllt, dadurch erreicht man eine natürliche Reinigung." Nadine öffnete am Ende einer der unterirdischen in den Fels gemeisselten Gänge eine grosse, schwere Tür. Helligkeit und frische Luft breiteten ihre Arme aus. Wir traten raus und ich roch Wasser. Unter uns der ruhig, vor sich hin summende Fluss Ebro, vor uns die malerischen, noch schlafenden Weinberge von López de Heredia. 170 Hektar stehen unter Reben, davon sind 100 Hektar der Weinberg Tondonia, die restlichen Hektar teilen sich die Weinberge Cubillo, Graviona und Bosconia. Was mir sehr gefiel, López de Heredia arbeitet mit alten Weinpressen und riesigen Gärbottichen aus Holz. Nadines weitere Lieblingswörter, wenn sie über die Bodega sprach, waren: Geduld, langsamer Prozess, über 80 Jahre alte Reben, keine künstliche Beschleunigung, naturlicher Rhythmus, Handarbeit, und vor allem ... Herz! Und diese Liebe zu der Kunst grosse, faszinierende Weine zu kreieren, spürt man in allen Weinen von López de Heredia. Ich will sie ich nicht erklären, man muss sie erkosten! So erhebe ich mein Glas, in ihm ein gut gekühlter Viña Tondonia Rosado Gran Reserva 1998, der wohl einzige Rosé auf der Welt, der 48 Monate im Eichenfass reift. Gracias a Viña Tondonia für diesen einzigartigen Genuss (und für das Schwarzweissposter in meiner Küche) ... und: ¡Salud!